In der kommenden Ratssitzung am 18. Dezember steht eine Entscheidung an, die für die finanzielle Zukunft unserer Stadt von erheblicher Tragweite ist. Ein neues Sporthaus soll am Eggestadion. Die genauen Dimensionen waren nicht klar.
(UPDATE: Während ich diesen Beitrag verfasse erhalte ich über das Ratsinformationssystem Planungen und eine Wirtschaftlichkeitsberechnung. Diese soll ich in zwei Tagen nach bestem Wissen prüfen und meine Entscheidung treffen.)
Der Druck der Fördermittel darf den Verstand nicht ausschalten
Die Situation ist klassisch: Es winken Fördermittel, und um diese nicht zu verlieren, soll der Rat jetzt schnell entscheiden. Die Verwaltung mit dem neuen CDU Bürgermeister Michael Ruttner drücken aufs Tempo. Doch Eile ist ein schlechter Ratgeber, wenn die Grundlagen fehlen. Und hier fehlen sie massiv.
Wir sollen über ein Projekt entscheiden, für das es erst seit heute (16.12.2025) erste Pläne gibt Die Entscheidungsgrundlage ist eine einzige Pauschalposition über 2.261.000 Euro – eine „Kostenschätzung“, die den Namen kaum verdient, da sie keine Gliederung nach DIN 276 aufweist wie das für öffentliche Bauten üblich ist. Wie sich die Kosten zusammensetzen kann man nur erahnen.
Zur Beruhigung heißt es, mit dem Auftrag zur Abgabe einer Projektskizze sei noch nicht die Bereitstellung finanzieller Mittel verbunden. Wozu dann das Ganze, wenn es am Ende nicht auch Geld der Stadt kostet wird?
Als Entscheider im Rat habe ich so gut wie keine Vorstellung davon, was da eigentlich gebaut werden soll. Ein Sporthaus mit Umkleidekabinen und einem Geräteraum oder ein Vereinsheim mit Partyraum und goldenen Wasserhähnen? Auch ist nicht klar, welche Leistungen in dieser Position enthalten sind und welche es nicht. Das ist kein sauber geplantes Bauvorhaben, das ist ein Blindflug.
Natürlich ist die politische Willensbekundung sich für diese Förderung zu bewerben noch kein Entscheidung darüber die Gelder frei zu geben. Wenn man sich jedoch einmal auf einen Förderpfad begibt, dann wird man diesen nicht wieder verlassen. Das haben wir doch in den letzten Jahren am Beispiel des Kotzenbergschen Hof beobachten können. Wenn die Stadt mit diesem Projekt ausgewählt wird und in die zweite Phase kommt, dann wird es sehr schwer das Projekt kleiner zu dimensionieren oder ganz sein zu lassen.
Finanzielles Harakiri mit Ansage
Besonders kritisch wird es beim Blick auf die Risiken. In der mir vorliegenden Kalkulation aus dem Fachbereich ist lediglich ein Risikopuffer von 3 % vorgesehen. Wer die Entwicklung der Baupreise bei öffentlichen Projekten kennt, weiß: Das ist völlig unrealistisch. Wir drohen am Ende auf möglichen Zusatz- und Mehrkosten sitzen zu bleiben, die nicht Teil der Förderung sind. Hier wird etwas schön gerechnet, dass uns allen am Ende teuer zu stehen kommen wird, sobald die Kosten höher liegen.

Dazu kommt, dass die Abrisskosten von ca. 100.000 Euro in der Förderung gar nicht enthalten sind und voll von der Stadt getragen werden müssen. Die Verwaltung räumt intern sogar ein, dass die Förderfähigkeit der Gesamtsumme derzeit „nicht eingeschätzt werden kann“. Wie könnte sie auch, wenn doch die Kostenschätzung nicht nach DIN 276 erfolgte und die Kostengruppen nicht entsprechend aufgeschlüsselt sind.
Im Klartext: Das Risiko, auf massiven Mehrkosten sitzenzubleiben, liegt zu 100 % bei uns, bei der Stadt Horn-Bad Meinberg. Wenn ich mich als Stadt auf eine Förderung bewerbe, dann sollte absolut klar sein wie hoch der städtische Haushalt maximal ist. Alles andere ist unseriös, scheint aber grundsätzliches Problem bei öffentlichen Bauten zu sein. Die Verwaltung, der Bürgermeister und nach derzeitigem Kenntnisstand die CDU sind gewillt dieses Risiko zu tragen. Und das in einer Haushaltslage, die ohnehin schon prekär ist.
Ebenfalls zwei Tage vor der Ratssitzung zur Verfügung gestellt wurde eine Wirtschaftlichkeitsberechnung. Die kommt zu dem Schluss, dass die Kosten einer Sanierung „in keinem Verhältnis zum Restwert des Gebäudes nach Sanierung“ stünden. Daher sei eine Sanierung nicht zu empfehlen. Will man einen KfW55 Standard erreichen, würde die Sanierung 1,3 Millionen kosten, gegenüber 2,4 Millionen für den Neubau inklusive Abriss.
Geht man davon aus, dass beides gefördert wird, so ist die Sanierung auf aktuellen Stand für 700.000 Euro zu haben, der Neubau liegt bei 1,3 Millionen. Die Verwaltung argumentiert, dass der Altbau zusätzlich einen Anbau benötige, um die Anforderungen an das Projekt zu erfüllen. Hier rächt sich, dass über die Anforderungen in keinem Fachausschuss beraten wurde.
Ein „Geschmäckle“, das man nicht ignorieren kann
Was mein Vertrauen in dieses Verfahren zusätzlich erschüttert, ist ein Interessenkonflikt, der ganz harmlos daher kommt. Die Kostenschätzung, die diesem Millionenprojekt zugrunde liegt, stammt nicht von einem neutralen Planungsbüro. Genau dafür wurden aber im Haushalt 2025 auch mit den Stimmen der SPD 50.000 Euro eingestellt. Das Sporthaus sollte saniert oder neu gebaut werden. Die Kostenschätzung kommt, in „Auftrag“ gegeben vom Stadtsportverband und nicht von der Stadt, ausgerechnet aus einem Unternehmen eines Ratsmitglieds der CDU.
Dass ein Ratsherr die Preise kalkuliert, über die seine eigene Fraktion dann abstimmt, widerspricht den Grundsätzen eines fairen und neutralen Verfahrens. Das hat, auch wenn möglicherweise in guter Absicht geschehen ein „Geschmäckle“, zumindest ist es politisch unklug und instinktlos. Es beschädigt am Ende das Vertrauen in den Stadtrat als Gremium, welches dem Wohl der gesamten Stadt dienen soll.
Prioritäten richtig setzen: Pflicht vor Kür
Neben diesen formalen, finanziellen und moralischen Bedenken, ist aus meiner Sicht jedoch von zentraler Bedeutung, dass wir uns in der aktuellen Lage, mit den Problemen der Stadt vor allem bei der Infrastruktur für den Schulsport und dem Schwimmen, den Luxus nicht leisten können einem bestimmten Klientel ein Vereinsheim für 2,4 Millionen plus X hinzustellen. Die am 16.12.2025 bereitgestellten Pläne, die bereits seit über einem Jahr existieren, zeigen deutlich mehr als ein funktionelles Sporthaus. Es ist ein Vereinsheim mit angeschlossenem Sozialraum, Theke und anderen Annehmlichkeiten. Das ist alles wünschenswert, gehört jedoch nicht zu den Pflichtaufgaben der Stadt. Hier würde ich mich eine deutliche Beteiligung des Vereine wünschen, die davon primär profitieren werden.
Der Stadtrat hat gemeinsam in der letzten Ratsperiode einen Sportentwicklungsplan (SEP) beschlossen. Weitsichtig auf die nächsten zehn Jahre gesehen wurde darin festgehalten wo die Prioritäten liegen. Dieser Plan sollte unser Kompass sein, denn er wurde in Zusammenarbeit von Wissenschaft, den Sportvereinen, den Bürgerinnen und Bürgern und der Politik erarbeitet. Eindeutig setzt er die Prioritäten: Maßnahmen im Bereich des Schulsports und der Sporthallen haben dort höchste Dringlichkeit (Priorität 1,7).

Und wenn wir uns die Situation der Sporthallen am Schulzentrum ansehen oder wieder aktuell das Schulschwimmen, dann wird klar, warum unsere Pflichtaufgabe eine so hohe Priorität hat. Das Sporthaus am Eggestadion hingegen, auch wenn niemand widersprechen wird, dass es erneuert werden muss, rangiert im Mittelfeld (Priorität 2,8). Auch das scheint mir nachvollziehbar. Für über eine Millionen städtischer Mittel plus Landesförderung wurde dort erst kürzlich ein Kunstrasenplatz gebaut. Davon profitieren derzeit im gesamten Stadtgebiet ca. 300 Fussballer; unklar wie viele davon aktiv sind. Das nun Bildungsinvestitionen Vorrang haben, scheint da nur recht und billig
Wir haben massive Defizite bei den Schulsporthallen Schwimmbädern. Ist es verantwortungsvoll, ein Prestige-Projekt mittlerer Priorität vorzuziehen, während wir bei den Pflichtaufgaben für unsere Schulkinder nicht vorankommen?
Fazit: Ja zum Sport, Nein zum Blindflug
Eine Modernisierung der Sportstätten in unserem Stadtgebiet ist dringend nötig. Das wird niemand leugnen. Jahrzehntelang wurde auf Verschleiß gefahren. So wie überall in Deutschland. Da ist es natürlich verlockend, wenn von der Bundesebene das große Fördergeld winkt. Ebenso verständlich ist, dass man bereits bei der ersten Förderrunde dabei sind will um sich einen Stück des Kuchens zu holen. Doch stimmt der Preis? Reicht die Entscheidungsgrundlage und passen die Prioritäten? Ich komme für mich zu dem Schluss, dass dies alles nicht passt. Auch wenn nach und nach die Informationen für eine Entscheidung bereitgestellt werden, frage ich mich, wie soll eine gewissenhafte Prüfung so gewährleistet werden?
Ich bin nicht bereit für eine „funktionale Erweiterung“ wie „Multifunktionsraum“ oder „zwei Tribunenbereiche“ die Hand zu heben. Ich sehe die Notwendigkeit für einen Partyraum und eine Südkurve am Eggestadion nicht. Ich sehe auch nicht, dass die ansässigen Vereine sich in irgendeiner Weise an den Kosten für diesen Wunschliste beteiligen wollen wie das andere Vereine machen. Die Frage, was überhaupt benötigt wird und wie viel wir uns leisten können wurde in keinem Fachausschuss debattiert und politisch entschieden. Nun aber soll das Komplettpaket entschieden werden.
Aus meiner Sicht bleibt nur eine Beteiligung an dieser Förderrunde auf dieser Grundlage abzulehnen und uns intensiv auf die Förderrunde im Januar 2027 vorzubereiten. Bis dahin gilt es alle offenen Fragen zu klären und die Prioritäten gerade zu rücken. Bei einer Förderung von 45% und maximal 8 Millionen Euro sollten wir uns die Projekte gut aussuchen, für die wir uns bewerben.
Eine Erweiterung und Sanierung der Sporthallen (selbst die Sanierung der Sporthalle in Leopoldstal hat im Sportentwicklungsplan eine höhere Priorität als das Sporthaus), die Sanierung oder der Neubau von Schwimmflächen sind es wert jetzt nichts übers Knie zu brechen und am Ende bei den großen Projekten leer auszugehen. Wir müssen unsere finanziellen Mittel beisammen halten und nicht beim ersten Angebot zugreifen. Auch wenn das alles sehr verlockend scheint. Dabei ist es zweitrangig, ob für das Sporthaus gerade eben ein paar Pläne vorliegen und für alle anderen Probleme nicht. Vielmehr gilt es angesichts des Haushalts die Prioritäten richtig zu setzen.
Wie bewerten Sie die Situation?
Am Mittwoch muss der Rat eine weitreichende Entscheidung treffen. Mich interessiert Ihr Blickwinkel: Sollte die Stadt die Chance auf die Förderung nutzen, auch wenn noch Fragen offen sind, oder sollten wir warten, bis Planung und Kosten detailliert geklärt sind? Wie würden Sie entscheiden?

